Montag, 16. April 2012


Scheinschwangerschaft bei Kaninchen





Scheinschwangerschaften beim Kaninchen sind gerade jetzt im Frühjahr wieder ein häufiges Thema bei Kaninchenbesitzern. Vor allem wenn die Kaninchen-Dame mit einem kastrierten Männchen zusammen lebt, ist das Risiko erhöht. Generell ist das nicht wirklich beunruhigend, wenn die Scheinschwangerschaft nur ca. 1-2 Mal pro Jahr auftritt. Aber wenn sich die Symptomatik häuft, sollte man sich schon Gedanken machen.

 

 

Ab wann kann eine Scheinschwangerschaft beim Kaninchen auftreten?

Die Scheinschwangerschaften können auftreten, sobald das Kaninchen ab der 14.-16. Woche geschlechtsreif wird. Ab diesem Zeitpunkt können sich alle 7-14 Tage sprungbereite Follikel, also Eizellen, bilden. Diese bilden sich in der Regel wieder zurück, wenn kein Eisprung ausgelöst wurde. Kommt es jedoch zu einem Deckakt (und da ist es dem Kaninchen-Mädchen völlig egal, ob das Kaninchen-Männchen nun kastriert ist oder nicht), so erfolgt der Eisprung, die sogenannte Ovulation und es werden Geldkörper gebildet, die wiederum zur Bildung des Schwangerschaftshormons führen- und das alles, obwohl das kastrierte Männchen das Ei doch gar nicht befruchten konnte.

Wie erkenne ich eine Scheinschwangerschaft beim Kaninchen?

Die Kaninchen-Dame bereitet sich also auf ihre heiß ersehnte Mutterschaft vor. Bei manchen Kaninchen merkt man zunächst fast gar nichts. Andere wiederum knurren, rennen unruhig im Käfig auf und ab und verlieren haben sogar die Lust auf ihre Lieblingsmahlzeiten, so daß sie auch an Gewicht verlieren. Häufig reagieren diese bisher so liebenswerten und friedfertigen Wesen auf einmal höchst aggressiv, greifen den geliebten Besitzer an oder verjagen ihren treuen Kaninchen-Gefährten aus dem gemeinsamen Heim. Innerhalb von 10 Tagen schwellen die Zitzen an. Auch beginnende Milchbildung ist keine Seltenheit. Gegen Ende der Scheinschwangerschaft nimmt der Nestbautrieb immer mehr zu: die kleine Dame rennt geschäftig mit Strohhalmen im Mäulchen hin und her, um den Kleinen ein kuscheliges Heim zu bauen und rupft sich immer mehr Haare am Bauch aus, damit das Nest auch warm und weich gepolstert ist. Jetzt verlieren sie oft noch mehr Gewicht aufgrund der ungewohnten Betriebsamkeit. Nach 14-18 Tagen wird das Gelbkörperhormon abgebaut und das Leben des Kaninchen-Weibchens normalisiert sich langsam wieder.

Wie kann ich meinem Kaninchen helfen?

Meist verschwindet die Scheinschwangerschaft beim Kaninchen ganz von alleine wieder. In vielen Fällen ist also keine Therapie nötig. Der Besitzer sollte trotzdem darauf achten, daß das Tier so viel wie möglich Ruhe bekommt. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, das Kaninchenpäarchen währende der schlimmsten Phase räumlich zu trennen. Auch sollte in dieser Streßphase auf hochwertiges Futter geachtet werden. Zusätzlich kann man dem Kaninchen beruhigende Kräuter wie Melisse oder Baldrian frisch oder als Tee anbieten. Um die Rückbildung der Milch zu unterstützen helfen, Kräuter wie Salbei, Fenchel oder Basilikum. Auch homöopathisch kann man dem Tierchen helfen z.B. durch Gabe von Pulsatilla oder Ignatia. Ihr Tierheilpraktiker berät sie in diesem Fall sicher gerne. Ganz wichtig: Bitte entfernen Sie beim Säubern des Käfigs nicht das Nestchen. Ihre Kaninchen-Dame kommt sonst nur noch mehr in Streß, wenn sie ihr Nest ständig neu bauen muß!

Welche Risiken können bei Scheinschwangerschaften beim Kaninchen auftreten?

Tritt die Scheinschwangerschaft nur ein- bis zweimal pro Jahr auf, sollte man sich nicht allzu große Sorgen machen. Diese Phase ist zwar für alle Beteiligten (v.a. für das Weibchen und ihren Partner) unangenehm, aber in der Regel kommen die beiden schnell wieder über diese schwere Zeit hinweg. Wenn das Ganze sich häuft, ist eine eingehende Diagnostik beim Tierarzt durch Röntgen und Ultraschall dringend zu empfehlen. Durch die häufigen Schweinschwangerschaften kann es nämlich zu einigen ernsten Risiken kommen. Einerseits ist eine Schweinschwangerschaft für das Weibchen, aber auch für alle anderen Beteiligten mit sehr viel Streß verbunden. Folgt eine Scheinschwangerschaft auf die andere, hat das kleine Tierchen kaum eine Chance, sich wieder vollständig zu regenerieren. Es kann darüber hinaus aber auch zu ernsthaften Krankheiten kommen wie Entzündungen von Eileitern oder der gefürchteten Pyometra: eine Gebärmutter-Vereiterung ist zwar beim Kaninchen eher selten zu erwarten, kann aber lebensbedrohlich für den kleinen Vierbeiner verlaufen. Die Gefahr des Gebärmutterkrebses ist nur bei entsprechender genetischer Veranlagung in jungen Jahren zu befürchten. Erst ab dem 5.-6. Lebensjahr steigt das Risiko für den Tumor drastisch an. Zudem steigt durch häufige Scheinschangerschaften die Gefahr der sogenannten endometrialen Hyperplasie. Diese entsteht durch den dauerhaften Hormoneinfluß und besteht in einer zystischen Entartung des Gewebes, das die Gebärmutter auskleidet, so daß es zu schweren Blutungen kommen kann, die eine sofortige Notfalloperation nötig machen, um ein Verbluten des Tieres zu verhindern.

Wann benötigt mein Kaninchen ärztliche Hilfe?

Leidet das putzige Kaninchenmädchen aber zu sehr unter den Scheinschwangerschaften, ist es während dieser aufregenden Phasen eine Gefahr für Mensch und Tier oder treten diese mehr als drei- bis viermal pro Jahr auf, sollte man mit seinem Tierarzt nach eingehender Diagnostik weitere Therapieoptionen erörtern. Oft wird empfohlen, die Kaninchen-Dame einmal decken zu lassen. Die Mutterschaft ist mit Sicherheit eine schöne Erfahrung für das Kaninchen, aber leider hat sich herausgestellt, daß es in der Folge trotzdem wiederholt zu Scheinschwangerschaften kommen kann. Kurzfristig kann die Gabe einer Langzeit-Hormonspritze Besserung bringen. Dies sollte jedoch nicht zu häufig erfolgen, da mit jeder Gabe die Gefahr der Gebärmutter-Vereiterung steigt. Manchmal verabreichen die Tierärzte dem kleinen Vierbeiner Cabergolin. Dies ist ein Mutterkornalkaloid, das eigentlich nur für die Therapie von Scheinschwangerschaften des Hundes zugelassen ist, manchmal aber auch beim Kaninchen verwendet wird. Dieses Mittel beendet die Scheinschwangerschaft in jedem Fall und fördert die Milchrückbildung, ist hat aber doch einige Nebenwirkungen. Als letzte Alternative kommt die Operation in Frage. Diese ist v.a. zu empfehlen, wenn das Kaninchen eine genetische Veranlagung für Gebärmutterkrebs in jungen Jahren hat, das Röntgen auffällig ist oder unter den vielen Scheinschwangerschaften mit starker Gewichtsabnahme und großer Druckempfindlichkeit des Bäuchleins leidet. Allerdings ist das OP-Risiko beim Kaninchen nicht zu vergessen. Es kann zu Narkosezwischenfällen und Entzündungen kommen und die großen Bauchnarben verursachen immer wieder Probleme.


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