Scheinschwangerschaft bei Kaninchen
Scheinschwangerschaften
beim Kaninchen sind gerade jetzt im Frühjahr wieder ein häufiges
Thema bei Kaninchenbesitzern. Vor allem wenn die Kaninchen-Dame mit
einem kastrierten Männchen zusammen lebt, ist das Risiko erhöht.
Generell ist das nicht wirklich beunruhigend, wenn die
Scheinschwangerschaft nur ca. 1-2 Mal pro Jahr auftritt. Aber wenn
sich die Symptomatik häuft, sollte man sich schon Gedanken machen.
Ab wann kann eine Scheinschwangerschaft beim
Kaninchen auftreten?
Die
Scheinschwangerschaften können auftreten, sobald das Kaninchen ab
der 14.-16. Woche geschlechtsreif wird. Ab diesem Zeitpunkt können
sich alle 7-14 Tage sprungbereite Follikel, also Eizellen, bilden.
Diese bilden sich in der Regel wieder zurück, wenn kein Eisprung
ausgelöst wurde. Kommt es jedoch zu einem Deckakt (und da ist es
dem Kaninchen-Mädchen völlig egal, ob das Kaninchen-Männchen nun
kastriert ist oder nicht), so erfolgt der Eisprung, die sogenannte
Ovulation und es werden Geldkörper gebildet, die wiederum zur
Bildung des Schwangerschaftshormons führen- und das alles, obwohl
das kastrierte Männchen das Ei doch gar nicht befruchten konnte.
Wie erkenne ich eine Scheinschwangerschaft beim
Kaninchen?
Die
Kaninchen-Dame bereitet sich also auf ihre heiß ersehnte
Mutterschaft vor. Bei manchen Kaninchen merkt man zunächst fast gar
nichts. Andere wiederum knurren, rennen unruhig im Käfig auf und ab
und verlieren haben sogar die Lust auf ihre Lieblingsmahlzeiten, so
daß sie auch an Gewicht verlieren. Häufig reagieren diese bisher so
liebenswerten und friedfertigen Wesen auf einmal höchst aggressiv,
greifen den geliebten Besitzer an oder verjagen ihren treuen
Kaninchen-Gefährten aus dem gemeinsamen Heim. Innerhalb von 10 Tagen
schwellen die Zitzen an. Auch beginnende Milchbildung ist keine
Seltenheit. Gegen Ende der Scheinschwangerschaft nimmt der
Nestbautrieb immer mehr zu: die kleine Dame rennt geschäftig mit
Strohhalmen im Mäulchen hin und her, um den Kleinen ein kuscheliges
Heim zu bauen und rupft sich immer mehr Haare am Bauch aus, damit das
Nest auch warm und weich gepolstert ist. Jetzt verlieren sie oft noch
mehr Gewicht aufgrund der ungewohnten Betriebsamkeit. Nach 14-18
Tagen wird das Gelbkörperhormon abgebaut und das Leben des
Kaninchen-Weibchens normalisiert sich langsam wieder.
Wie kann ich meinem Kaninchen helfen?
Meist
verschwindet die Scheinschwangerschaft beim Kaninchen ganz von
alleine wieder. In vielen Fällen ist also keine Therapie nötig. Der
Besitzer sollte trotzdem darauf achten, daß das Tier so viel wie
möglich Ruhe bekommt. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, das
Kaninchenpäarchen währende der schlimmsten Phase räumlich zu
trennen. Auch sollte in dieser Streßphase auf hochwertiges Futter
geachtet werden. Zusätzlich kann man dem Kaninchen beruhigende
Kräuter wie Melisse oder Baldrian frisch oder als Tee anbieten. Um
die Rückbildung der Milch zu unterstützen helfen, Kräuter wie
Salbei, Fenchel oder Basilikum. Auch homöopathisch kann man dem
Tierchen helfen z.B. durch Gabe von Pulsatilla oder Ignatia. Ihr
Tierheilpraktiker berät sie in diesem Fall sicher gerne. Ganz
wichtig: Bitte entfernen Sie beim Säubern des Käfigs nicht das
Nestchen. Ihre Kaninchen-Dame kommt sonst nur noch mehr in Streß,
wenn sie ihr Nest ständig neu bauen muß!
Welche Risiken können bei
Scheinschwangerschaften beim Kaninchen auftreten?
Tritt
die Scheinschwangerschaft nur ein- bis zweimal pro Jahr auf, sollte
man sich nicht allzu große Sorgen machen. Diese Phase ist zwar für
alle Beteiligten (v.a. für das Weibchen und ihren Partner)
unangenehm, aber in der Regel kommen die beiden schnell wieder über
diese schwere Zeit hinweg. Wenn das Ganze sich häuft, ist eine
eingehende Diagnostik beim Tierarzt durch Röntgen und Ultraschall
dringend zu empfehlen. Durch die häufigen Schweinschwangerschaften
kann es nämlich zu einigen ernsten Risiken kommen. Einerseits ist
eine Schweinschwangerschaft für das Weibchen, aber auch für alle
anderen Beteiligten mit sehr viel Streß verbunden. Folgt eine
Scheinschwangerschaft auf die andere, hat das kleine Tierchen kaum
eine Chance, sich wieder vollständig zu regenerieren. Es kann
darüber hinaus aber auch zu ernsthaften Krankheiten kommen wie
Entzündungen von Eileitern oder der gefürchteten Pyometra: eine
Gebärmutter-Vereiterung ist zwar beim Kaninchen eher selten zu
erwarten, kann aber lebensbedrohlich für den kleinen Vierbeiner
verlaufen. Die Gefahr des Gebärmutterkrebses ist nur bei
entsprechender genetischer Veranlagung in jungen Jahren zu
befürchten. Erst ab dem 5.-6. Lebensjahr steigt das Risiko für den
Tumor drastisch an. Zudem steigt durch häufige
Scheinschangerschaften die Gefahr der sogenannten endometrialen
Hyperplasie. Diese entsteht durch den dauerhaften Hormoneinfluß und
besteht in einer zystischen Entartung des Gewebes, das die
Gebärmutter auskleidet, so daß es zu schweren Blutungen kommen
kann, die eine sofortige Notfalloperation nötig machen, um ein
Verbluten des Tieres zu verhindern.
Wann benötigt mein Kaninchen ärztliche Hilfe?
Leidet
das putzige Kaninchenmädchen aber zu sehr unter den
Scheinschwangerschaften, ist es während dieser aufregenden Phasen
eine Gefahr für Mensch und Tier oder treten diese mehr als drei- bis
viermal pro Jahr auf, sollte man mit seinem Tierarzt nach eingehender
Diagnostik weitere Therapieoptionen erörtern. Oft wird empfohlen,
die Kaninchen-Dame einmal decken zu lassen. Die Mutterschaft ist mit
Sicherheit eine schöne Erfahrung für das Kaninchen, aber leider hat
sich herausgestellt, daß es in der Folge trotzdem wiederholt zu
Scheinschwangerschaften kommen kann. Kurzfristig kann die Gabe einer
Langzeit-Hormonspritze Besserung bringen. Dies sollte jedoch nicht zu
häufig erfolgen, da mit jeder Gabe die Gefahr der
Gebärmutter-Vereiterung steigt. Manchmal verabreichen die Tierärzte
dem kleinen Vierbeiner Cabergolin. Dies ist ein Mutterkornalkaloid,
das eigentlich nur für die Therapie von Scheinschwangerschaften des
Hundes zugelassen ist, manchmal aber auch beim Kaninchen verwendet
wird. Dieses Mittel beendet die Scheinschwangerschaft in jedem Fall
und fördert die Milchrückbildung, ist hat aber doch einige
Nebenwirkungen. Als letzte Alternative kommt die Operation in Frage.
Diese ist v.a. zu empfehlen, wenn das Kaninchen eine genetische
Veranlagung für Gebärmutterkrebs in jungen Jahren hat, das Röntgen
auffällig ist oder unter den vielen Scheinschwangerschaften mit
starker Gewichtsabnahme und großer Druckempfindlichkeit des
Bäuchleins leidet. Allerdings ist das OP-Risiko beim Kaninchen nicht
zu vergessen. Es kann zu Narkosezwischenfällen und Entzündungen
kommen und die großen Bauchnarben verursachen immer wieder Probleme.